AKW-Laufzeitverlängerung – Ja oder nein?

Moin!

Fossile Brennstoffe haben den Nachteil, dass sie gerne mal einen kompletten Golf vollmachen, Windkrafträder können Vogelschwärme zerschmettern und Gezeitenkraftwerke können die Unterwassenpopulation gefährden, während Atomkraftwerke gerne mal ganze Landstriche verstrahlen.

Stellt sich also die Frage: Welches Energiekonzept ist wirklich geeignet? Und kommt der Vorstoß aus Reihen der Union und FDP, die Laufzeiten von AKW nun um im Schnitt 14 Jahre verlängern zu wollen, tatsächlich zum richtigen Zeitpunkt und ist er sinnvoll? [Quelle: [url]http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,710701,00.html[/url] ]

Wie ist eure Meinung? AKW weiter betreiben oder möglichst schnell stilllegen? Was ist die Alternative?

6 Antworten auf „AKW-Laufzeitverlängerung – Ja oder nein?“

  1. [b]AW: AKW-Laufzeitverlängerung – Ja oder nein?[/b]

    Neulich habe ich mal etwas Interessantes dazu gehört.

    Als damals ist Tschernobyl der Reaktor kollabiert ist, wurden von der (damals noch) sowjetischen Regierung einfach mehrere tausend Soldaten und Helfer geschickt, um den Reaktor zu verschließen. Davon sind eigentlich alle innerhalb kürzester Zeit gestorben. Es war also ein befohlenes Himmelfahrtskommando.
    Wenn es in Deutschland oder einem anderen westeuropäischen Land zu einem ähnlichen Zwischenfall kommen sollte, welche Regierung würde denn dann tausende Helfer (in den sicheren Tod) schicken? Wer würde sich freiwillig opfern? Ich glaube keiner.
    Ergo ist ein Eindämmen einer solchen Katastrophe eigentlich unmöglich, wenn sie eintritt. Präventiv sind die Kraftwerke hier sicher besser gesichert, aber wenn doch was passiert?
    Kann und darf unter solchen Vorraussetzungen ein Atomkraftwerk weiterbetrieben werden?

    Alternativen? Weiß ich nicht so genau. Ich denke Solarthermieanlagen in Wüstenregionen können einiges bringen, Windkraft nur einen Teil. Ich denke aber, dass die Langzeitschäden durch AKW einfach noch viel größer sind als die, die durch fossile Brennstoffe erzeugt werden.

  2. [b]AW: AKW-Laufzeitverlängerung – Ja oder nein?[/b]

    Sichert sich die Regierung ein paar Euro von den AKW Betreibern oder ist es einfach nur der Lohn der Lobbyarbeit? Keine Ahnung, aber im Endeffekt habe ich damit auch kein Problem wenn die AKWs etwas länger laufen. Ich war immer dafür die Meiler solange zu betreiben bis wir weg von fossilen Brennstoffen sind. Der Neubau sollte unterbunden werden, die max. Laufzeit von 32 Jahren nicht überschritten.
    Die Alternativen sind bisher auch ehrlich gesagt lausig. In Einzelfällen kann es gut klappen, wenn aber ein ganzes Volk versorgt werden soll sieht es mau aus. Z.B. Geothermie war mal das Schlagwort, bis man rausfand das im großen Stil angewandt dadurch durchaus Erdbeben entstehen können. Biomasse/kraftstoffe würde gehen, könnte aber die Natur vollkommen kippen.
    Perfekt wäre Fusionsenergie, aber die ist mit Sicherheit dieses Jahrhundert noch nicht effizient genug.
    Was bleibt ist die schwindenden Rohstoffe mit Wind/Wasser/Sonne etc. auszugleichen und zu hoffen daß es noch reicht bis genannte Fusion klappt. Gezeitenkraftwerke haben z.B. ein großes Potenziel. Die Fischbestände möchte ich dafür aber nicht opfern. Vom Schneeballeffekt ganz zu schweigen. Ich sehe schon Meere vor mir die nur noch aus Quallen und Algen bestehen.

    Solarenergie im großen Stil wie von Tobold beschrieben scheitert noch an der Speicherfähigkeit. Ich habe aber gelesen daß daran gearbeitet wird eine schon ältere Lösung aus Kalifornien mit so einer Art Akku-Silos zu perfektionieren. Allerdings frage ich mich was man gegen Sandstürme, Diktatoren und Fundamentalisten tun will.

    Noch etwas zu AKWs. Atomkraft=Böse, so lernt es heute jedes Kind. Nur stimmen viele Argumente meiner Meinung nicht. Beispiel: Vor Jahren wurde über gehäufte Krebsfälle in der Nähe von AKWs berichtet, hauptsächlich Leukämie. Das wurde einfach so akzeptiert. Mittlerweile weiß man diese Krankheit regional unterschiedlich gehäuft ist, ohne äußere Zusammenhänge. Das erklärt auch warum bei einigen AKW Standorten weniger Menschen an Krebs erkranken als im Bundesdurchschnitt.
    Desweiteren wurde bereits in den Achtzigern eine geniale Art der Kernkraft entwickelt: Kugelbett(haufen)-Reaktortechnik. Die Details sind mir zu hoch, aber es dürfte bedeutend sicherer sein(by Design keine Kernschmelze möglich) und angeblich soll das benutzte Thorium wesentlich weniger Abfallprodukte als Uran erzeugen. Die Arbeit an dieser Technologie wird eher abgebaut als verstärkt, einfach weil die Kosten sehr hoch sind, um die noch nicht gelösten Probleme zu lösen. Eine geniale Technik wird kaum genutzt weil ausnahmsweise mal beide großen Lobbies(Atom und Ökolobby) dagegen sind.

    @Tobold
    Es exisitiert kein echter Notfallplan für die Verschließung von Reaktoren. Stimmt. Einfach deswegen weil die Chancen gegen Null laufen. Anders sieht es dagegen bei einem Terroranschlag von innen aus. Nur, mal ganz ehrlich, was tust du wenn jemand großflächig langsam wirkendes Gift in unser Trinkwasser leitet? Auch dafür stehen die Chancen gleich null, auch dafür gibt es keinen Notfallplan.
    Was die Soldaten angeht ist es recht einfach. Bei einer Weigerung drohen drei Jahre Gefängnis. Das würden viele vorziehen, aber es gibt noch genug Menschen mit Helfer-/Heldensyndrom.

  3. [b]AW: AKW-Laufzeitverlängerung – Ja oder nein?[/b]

    Ich habe ein größeres Problem mit Kernenergie abgesehen davon dass die Uranvorräte auch nicht gerade unerschöpflich sind: es ist eine komplette Milchmädchenrechnung da die Betreiber nicht wie in anderen Gewerben für die Entsorgung ihres Mülls aufkommen müssen. Abgesehen davon dass es nach wie vor keine Lösung für den Müll gibt (und vermutlich auch noch sehr lange nicht geben wird) würde das die Stromkosten dermaßen in die Höhe treiben dass ein AKW nicht mehr mit anderen Energien mithalten kann (egal wie doof Kohle ist). Vor allem nicht, wenn man das Risiko mitrechnet. Für AKW-Betreiber ist das natürlich genial – abgezahle Reaktorinvestitionen und um den Dreck kümmert sich die Regierung (nicht zuletzt weil man daraus tolle Waffen bastlen kann).

    Und dann ist da noch ein zweites Problem: ungefähr 60% unseres Energieverbrauchs ist nicht Strom, sondern Wärme. von den knapp 20% Stromanteil am Gesamtenergieverbrauch sind gut 30% Kernernergie – sprich eigentlich ist das ein ganz schön kleiner Teil. Warum sollte man also nicht ohne auskommen?

    Meiner Meinung nach sollten sowohl die AKWs als auch die Kohle/Ölkraftwerke umgehend abgestellt werden. Dass bringt die Suche nach Alternativen wenigstens mal in Schwung und würde auch einiges an Arbeitslosenproblematik lösen. Allerdings bin ich auch dagegen irgendwelche Wüsten zuzupflastern. Erstmal sollte jedes Dach einen Warmwasskollektor haben (was alleine das im Sommer an Heizkosten spart…) und regionale Lösungen absolut favorisiert werden. Konkret könnte das z.B. so aussehen: Landwirte mit passendem Viehbesatz betreiben eher kleine Biogasanlagen, das Gas wird entweder verstromt und die anfallende Wärme als Nahwärme genutzt oder das Gas direkt ins Gasnetz eingespeist. Da jeder Haushalt einen Warmwasserkollektor hat fällt die Heizung im Sommer so gut wie ganz weg – oder geschieht bequem über Gas/Öl/Holz(pellets). Für alle Landwirte die kein passendes Nahwärmekonzept oder Gasnetz haben: Ölsaaten als Untersaat. Die mindern den Getreideertrag kaum, lassen sich danach einfach trennen und das Öl kann dann wieder verheizt werden (auch in Fahrzeugen) um das was die Sonne nicht schafft auszugleichen. Das wäre meiner Meinung nach mal ein Anfang, aber ist politisch wirtschaftlich nicht erwünscht da sich daran kein Großkonzern bereichern kann. Dagegen hätten Terroristen auch deutlich mehr Arbeit alle die kleinen „Kraftwerke“ zu zerstören…

    P.S.: Hier in Schweden gibt (oder gab) es seit den 70ern ein Gesetz, dass den Ausstieg aus der Kernenergie vorschreibt – sobald eine Alternative dafür gefunden ist. Aber solange niemand nach der Alternative sucht geht alles weiter wie bisher…

  4. [b]AW: AKW-Laufzeitverlängerung – Ja oder nein?[/b]

    Moin!

    [quote=“tomte, post: 53682″]P.S.: Hier in Schweden gibt (oder gab) es seit den 70ern ein Gesetz, dass den Ausstieg aus der Kernenergie vorschreibt – sobald eine Alternative dafür gefunden ist. Aber solange niemand nach der Alternative sucht geht alles weiter wie bisher…[/QUOTE]

    [URL=“http://www.capital.de/politik/:Atompolitik–Schwedens-Ausstieg-vom-Ausstieg/100026091.html?p=2″]Capital – Schwedens Austieg vom Ausstieg[/URL]

    [URL=“http://www.tagesschau.de/ausland/atomkraftschweden100.html“]Tagesschau.de: Schweden entscheiden über AKW-Neubauten[/URL]

    [URL=“http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,700505,00.html“]Spiegel Online: Greenpeace-Aktivisten dringen auf AKW-Gelände vor (bezieht sich auch auf AKW-Neubauten[/URL]

  5. [b]AW: AKW-Laufzeitverlängerung – Ja oder nein?[/b]

    Tomte, bei all deinen Argumenten greift die neue Kernkrafttechnologie. Ungefährlich, weniger bis kein Abfall, und was ich noch nicht schrieb ist daß Wärme als Nebenprodukt entsteht und die Teile sich miniaturisieren lassen. Man sollte diese Technologie, genauso wie dein Biotech, unbedingt weiterverfolgen.
    Dumm ist nur daß die RWE&Co. da keinen Cent reinstecken wollen, weil mit den alten Meilern viel mehr Kohle zu verdienen ist. Die Ökolobby, mittlerweile so stark wie die Gegenseite, ist auch dagegen weil sie Angst hat das dadurch die Forschung für Alternative Energien zu kurz käme.
    Traurigerweise war Deutschland führend auf dem Gebiet, bis 1986 Tschernobyl kam. Sofort wurde alle Mittel gestrichen. China hat das Knowhow übernommen und forscht seit dem mit mäßigem Erfolg daran.
    Das ist eine von den Geschichten die kaum jemand kennt, da nicht medienwirksam und keine Lobby vorhanden.

  6. [b]AW: AKW-Laufzeitverlängerung – Ja oder nein?[/b]

    Bei uns in NRW in Hamm-Uentrop hat es in den 80ern mal so einen Kugelhaufen-Reaktor gegeben. Da kann ich mich noch grob aus dem Physikunterricht dran erinnern. Der wurde allerdings wegen diverser Probleme nach einer relativ kurzen Laufzeit eingestellt. Genaues weiß ich nicht mehr.
    Unser Physik-Lehrer war von dem Konzept auch sehr überzeugt und schimpfte darüber das an der Technologie nicht mehr weitergeforscht werden sollte. Das war damals kurz nach Tschernobyl wenn ich mich richtig erinnere. Leider ist nicht allzuviel hängen geblieben, da mich das politisch damals noch nicht wirklich interessiert hat.

    Beim Thema Kernenergie geht es imho mehr um Politik und Geld als um die Sicherheit der Kraftwerke und die Entsorgung des Atommülls. Ich bin auch nicht grundlegend gegen eine Verlängerung der Laufzeit. Ich halte unsere AKWs immer noch für sicherer als die Dinger in Tschechien, Rumänien und der Urkaine z.B.

    Natürlich sollte weiterhin die Forschung nach alternativen Energien höchste Aufmerksamkeit bekommen. Ich verstehe allerdings nicht warum man nicht auch weiterhin versuchen soll die Kernkraft „sauberer“ zu machen.

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