„Nieder mit der SED“, rufen die Demonstranten am Strausberger Platz. In die Rufe mischt sich bald das Geräusch von Panzerketten auf Asphalt: Sowjetisches Militär rollt durch die Stadt. Ausnahmezustand, das Kriegsrecht wird über Ost-Berlin verhängt. Es ist 13 Uhr am Mittwoch, den 17. Juni 1953.
Seit Tagen schon ist die Stimmung in der DDR angespannt. Dabei hatte das SED-Regime noch am 11. Juni eingestanden, „dass in der Vergangenheit eine Reihe von Fehlern begangen wurde“. Nun soll das Leben der Ost-Bürger verbessert werden. Preise werden gesenkt, Reisen in den Westen sollen erleichtert und zwangsenteignete Bauernhöfe zurückgegeben werden.
Einzig eine Erhöhung der Arbeitsnormen wird nicht rückgängig gemacht. Für die Arbeiter heißt das: mehr Leistung für das gleiche Gehalt. Diese Normerhöhung setzte die Regierung durch, weil viele gut ausgebildete Arbeitskräfte aus der DDR flüchteten. Allein im Jahr 1952 waren es 182.000.
[B]Bauarbeiter legen die Arbeit nieder[/B]Am härtesten trifft es die Bauarbeiter, die die Ost-Berliner Stalinallee ausbauen. Sie sollen ganze zehn Prozent mehr Leistung erbringen. Die Arbeiter sind über die indirekte Lohnkürzung besonders empört – immerhin sollen sie das Prestigeobjekt der sozialistischen Regierung fertigstellen. Die Allee durch die beiden Berliner Bezirke Mitte und Friedrichshain soll zu einer Prachtstraße ausgebaut werden. Aufmärsche und Paraden sollen hier bald stattfinden.
Die Arbeiter an der Stalinallee sind die ersten, die ihre Arbeit niederlegen und zum Generalstreik aufrufen: „Kollegen, reiht euch ein – wir wollen freie Menschen sein!“ Am 16. Juni ziehen die Bauarbeiter von der Stalinallee in Richtung Ost-Berliner Stadtzentrum. Aus Hunderten werden schnell Tausende. Für den Morgen des nächsten Tags rufen sie zum Streik am Strausberger Platz auf.
Quelle: rbb-online.de
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