Ein Strohhaus erfordert aufgrund des Materials besondere Versicherungen. Hier sind die wichtigsten Versicherungen, die Sie für ein Strohhaus mit Lehmverputz abschließen sollten, sowie besondere Hinweise und Schritte für den Abschluss:
1. Wohngebäudeversicherung (Feuerversicherung)
Dies ist die Hauptversicherung für ein Strohhaus, da Stroh ein hochentzündliches Material ist.
Was sie abdeckt:
- Feuer: Brand des Hauses (z. B. durch Blitz, Kurzschluss, oder äußere Einwirkung).
- Sturm/Schaden durch Wind: Abgedeckt, wenn das Dach stabil constructed ist (z. B. mit feuerfester Unter-Konstruktion).
- Hagel, Lawinen, Erdwütten: Je nach Police.
- Rauchschaden: Z. B. bei Glutzbrand im Rohbau.
Besondere Bedingungen für Strohbau:
- Höhere Prämien: Da Stroh sehr brennbar ist, liegen die Beiträge oft 20–50 % höher als bei einem Massivhaus.
- Spezielle Bauweise nachweisen: Sie müssen nachweisen, dass das Haus brandgeschützt ist (z. B. feuerfeste Dach-Konstruktion, Brandschutzverkleidung am Dach).
- Gutachten erforderlich: Manche Versicherer fordern ein Brandschutzgutachten von einem Schornsteinfeger oder Brandschutzexperten.
- Bewertung der Dichtheit: Die Versicherung prüft, ob das Haus luftdicht genug ist, um das Eindringen von Feuchtigkeit und somit Schimmelbildung zu vermeiden.
Tipp: Arbeiten Sie mit einem Spezialisten für Strohbau-Versicherungen oder einem Makler, der Erfahrung mit alternativen Bauweisen hat.
2. Bauallrisikoversicherung (während der Bauphase)
Für die Zeit des Baus (bis zum Abschluss des Rohbaus oder der Fertigstellung) ist diese Versicherung wichtig.
Was sie abdeckt:
- Baugeräte und Materialien: Schäden an noch nicht eingebautem Stroh, Holz oder Lehm.
- Unfälle auf der Baustelle: Verletzungen von Handwerkern oder Dritten.
- Fehler in der Konstruktion: Wenn das Gebäude aufgrund von Planungsfehlern einstürzt.
Wichtiger Hinweis:
- Die Police muss alle Bauphasen abdecken (Rohbau, Dachstuhl, Innenausbau).
- Bei Eigenleistung: Achten Sie darauf, dass die Versicherung auch Eigenbaufälle abdeckt.
3. Inhaltsversicherung
Schützt Ihre persönlichen Gegenstände (Möbel, Elektronik, Kunst etc.) im Falle von Schäden.
Besondere Aspekte:
- Feuerschaden: Da das Haus aus brennbaren Materialien besteht, ist ein hohes Risiko gegeben.
- Wasserschaden: Lehmverputz kann bei Feuchtigkeit aufquellen – die Versicherung deckt Schäden an Inventar ab, nicht jedoch am Gebäude selbst.
4. Haftpflichtversicherung
Diese abgesichert bereits alle Hausbesitzer, ist aber bei einem Strohhaus besonders wichtig.
Was sie abdeckt:
- Körperverletzung oder Sachschaden Dritter: Z. B. wenn ein Brand auf Nachbargrundstücke übergreift.
- Rechtsschutz im Bauprozess: Falls es Streit mit Nachbarn, Behörden oder Handwerkern gibt.
Ergänzung:
- Gesundheitsverletzung durch Schimmel: Falls durch feuchtigkeitsbedingte Probleme Gesundheitsbeschwerden Dritter entstehen.
5. Spezielle Versicherungen für Strohbau
a) Brandschutz-Zusatzversicherung
- Deckt zusätzliche Kosten für Brandschutzmaßnahmen (z. B. Installation von Feuermauern, Löschwasseranschlüssen).
b) Eco-Bauversicherung
- Manche Versicherer bieten spezielle Policen für nachhaltige Bauweisen an, die unter Umständen günstigere Konditionen bieten, wenn das Haus nach strengen Ökostandards gebaut wird (z. B. Passivhaus, Cradle-to-Cradle).
6. Schritte zum Abschluss der Versicherung
- Bauen Sie nach anerkannten Richtlinien:
- Nutzen Sie normgerechte Baupläne (z. B. nach dem „Leitfaden Strohballenbau“ des Bundesverbandes Ecovillage).
- Lassen Sie das Haus von einem zusätzlichen Brandschutzexperten prüfen.
- Sammeln Sie Unterlagen:
- Baugutachten oder Brandschutznachweise.
- Grundriss- und Dachconstruct-Pläne (mit Angabe der Materialien).
- Genehmigungen (Bautatz, Schornsteinfeger-Zertifikat).
- Sprechen Sie mit einem Spezialmakler:
- Viele Versicherungsmakler haben Spezialwissen zu Strohbauten. Sie können Ihnen helfen, eine Police mit passenden Konditionen zu finden.
- Vereinbaren Sie einen Ortstermin:
- Einige Versicherer fordern einen vor-Ort-Besicht des Gebäudes, um die Bauweise zu prüfen.
7. Kosten der Versicherung
- Wohngebäudeversicherung: Ca. 0,5 – 1,2 % der Versicherungssumme pro Jahr.
- Bei einem Gebäudewert von 300.000 €: 1.500 € – 3.600 € / Jahr.
- Bauallrisikoversicherung: Ca. 4 – 8 % der Gesamtkosten des Bauvorhabens.
- Bei Baukosten von 50.000 €: 2.000 € – 4.000 €.
8. Wichtige Hinweise
- Keine Standardpolice: Eine normale Wohngebäudeversicherung deckt oft nicht die Besonderheiten eines Strohbauwerks ab.
- Vorsorge für Dächer: Strohdächer benötigen oft eine feuerfeste Unter-Konstruktion (z. B. aus Stahl oder feuerhemmendem Holz).
- Regelmäßige Kontrollen: Einige Versicherer verlangen jährliche Prüfungen der Dichtheit und des Brandschutzes.
Fazit
Ein Strohhaus benötigt eine spezialisierte Wohngebäudeversicherung mit zusätzlichen Brandschutz-Bedingungen sowie eine Bauallrisikoversicherung während der Bauphase. Arbeiten Sie mit einem erfahrenen Versicherungsmakler, um sicherzustellen, dass alle Risiken abgedeckt sind.
Wenn Sie weitere Fragen haben – z. B. zu konkreten Anbietern oder dem Brandschutznachweis – helfe ich gerne weiter.
